Bau einer Prozesswasserbehandlungsanlage auf dem Gruppenklärwerk Bergheim-Kenten

PRESSEMITTEILUNG 33/2025

Erftverband verbessert mit Modernisierung die Wasserqualität der Erft und fördert die Ressourcenschonung

 

Bergheim, 25. August 2025. Der Erftverband modernisiert das Gruppenklärwerk in Bergheim-Kenten. In der Anlage wird eine zweistufige Prozesswasserbehandlungsanlage errichtet, die nicht nur zur Verbesserung der Wasserqualität beiträgt, sondern auch einen innovativen Schritt in der Ressourcenschonung darstellt. Durch die Implementierung der sogenannten Deammonifikation im Nebenstrom wird eine energieeffiziente Lösung zur Stickstoffelimination eingeführt. Am 25. August fand auf der Kläranlage der offizielle Spatenstich für die Bauarbeiten mit Bürgermeister Volker Mießeler und Vertretenden des Erftverbandes statt.

Erftverband gestaltet die Wasserwirtschaft im Rheinischen Revier nachhaltig

Das Rheinische Revier, traditionell als Zentrum der Braunkohlenindustrie in Deutschland bekannt, steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Der geplante Ausstieg aus der Braunkohlennutzung bringt nicht nur massive Herausforderungen für die Region, sondern auch die Notwendigkeit, die Infrastruktur und die Umweltbedingungen an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Ein wichtiger Bereich dieser Transformation ist die Wasserwirtschaft. Mit dem Wegfall der Sümpfungswassereinleitungen aus den Tagebauen steigen die Abwasserkonzentrationen in Flüssen und Bächen, was neue Lösungen für die Abwasserbehandlung und Gewässerrenaturierung erforderlich macht.

Prozesswasserbehandlung mit Deammonifikation

Zum Einsatz kommt die sogenannte Deammonifikation im Nebenstrom, die einen hoch mit Ammoniumstickstoff belasteten Teilstrom des Abwassers reinigt, der innerhalb der Kläranlage bei der Entwässerung von Klärschlamm entsteht. Durch den Einsatz spezialisierter Bakterien werden bei der Deammonifikation für die mikrobiologische Entfernung des Ammoniums weniger Luft-Sauerstoff und Betriebsstoffe benötigt als bei dem herkömmlichen Verfahren. Der Bedarf an Druckluft für die Abwasserreinigung sinkt und damit auch der Strombedarf. Die Teilstrombehandlung des Prozesswassers entlastet die biologische Hauptstufe der Kläranlage und verbessert deren Effizienz und Reinigungsleistung. Mit dem gereinigten Wasser fließen zukünftig weniger Nährstoffe in die Erft als bisher, sodass sich so auch das ökologische Gleichgewicht des Flusses verbessern kann. Die technologischen Neuerungen in diesem Projekt leisten weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der europäischen Klima- und Umweltschutzziele, da sie helfen, den CO₂-Fußabdruck aus dem Energieverbrauch der Kläranlage zu reduzieren. Im Rahmen der Umsetzung werden für die Deammonifikation zwei neue Bio-Reaktoren als Rundbehälter mit je zirka 650 m³ Volumen sowie ein neues Maschinenhaus zur Aufnahme von Maschinen und Schaltanlagen errichtet. Das Projekt soll bis Ende 2026 abgeschlossen sein. Die Bauleistungen haben ein Investitionsvolumen von 2,6 Millionen Euro.

 

„Das Gruppenklärwerk in Kenten hat auch für die weitere Entwicklung von Bergheim eine große Bedeutung. Es ist gut, dass mit dem Vorhaben eine noch höhere Reinigungsleistung erreicht wird. Dies ist besonders wichtig, wenn die Erft nach dem Kohleausstieg weniger Wasser führt und damit die verdünnende Wirkung des Sümpfungswassers wegfällt.“, betont Bürgermeister Volker Mießeler.

Förderung durch die Europäische Union und Land NRW

Die Maßnahme in Bergheim ist eines von bisher vier Projekten beim Erftverband im Rahmen des Förderprojekts „Blaue Infrastruktur Rheinisches Revier“ (BIRR). Insgesamt investiert der Erftverband rund 25,4 Millionen Euro in diese Projekte, die durch den Just Transition Fund (JTF) der Europäischen Union und des Landes Nordrhein-Westfalen mit 80 Prozent gefördert werden. „Die Förderung durch die Europäische Union sorgt für eine finanzielle Entlastung des Verbandes und damit auch der Bürgerinnen und Bürger der angeschlossenen Kommunen.“, führt Verbandsvorstand Prof. Heinrich Schäfer aus.

Weitere Maßnahmen auf der Kläranlage

Zeitgleich wird auf dem Gruppenklärwerk Kenten das Zulaufpumpwerk erneuert. Das Zulaufpumpwerk dient dazu, das aus dem Kanalnetz ankommende Abwasser zu heben, damit es die weiteren Stufen der Kläranlage im freien Gefälle durchlaufen kann. Ausgelegt ist das neue Zulaufpumpwerk auf eine Förderleistung von 1.100 l/s. Die Maßnahme wird voraussichtlich im Spätsommer 2026 abgeschlossen sein und hat ein Investitionsvolumen von etwa 4,3 Millionen Euro.

 

Nutzung des Fotomaterials zweckgebunden und bei Namensnennung des Urhebers honorarfrei; Quelle: Erftverband

  • Von links nach rechts: René Düppen (Bereichsleiter Abwassertechnik), Svetlana Lakicevic (Planungsingenieurin Abwassertechnik), Klaus-Jochen Buir (Betriebsingenieur), Volker Mießeler (Bürgermeister der Kreisstadt Bergheim), Anne Kreder (Bauleitung), Prof. Heinrich Schäfer (Erftverbandsvorstand)

 

 

Weitere Informationen:

 

 

Zum Hintergrund:

Im Rheinischen Revier und damit auch im Rhein-Erft-Kreis steht mit dem geplanten Ausstieg aus der Braunkohle bis zum Jahr 2030 ein umfassender und notwendiger Strukturwandel bevor. Auch die Wasserwirtschaft sieht sich in diesem Kontext mit tiefgreifenden Herausforderungen und Veränderungen konfrontiert. Zu den zentralen Aufgaben gehören die Anpassung der Abwasserbehandlung an zukünftige Anforderungen sowie die Renaturierung von Fließgewässern. Diese Maßnahmen bilden die Grundlage für einen erfolgreichen ökologischen und wirtschaftlichen Wandel in der Region. Das Land Nordrhein-Westfalen und die Europäische Union unterstützen diesen Prozess finanziell durch Fördermittel aus dem Just Transition Fund (JTF) im Rahmen des Förderprojektes „Blaue Infrastruktur Rheinisches Revier“ (BIRR). Diese Mittel stehen gezielt für Projekte zur Verfügung, die die Verbesserung und den Schutz von Oberflächengewässern sowie die Weiterentwicklung der abwassertechnischen Infrastruktur vorantreiben.

 

Erftverband

Als öffentlich-rechtlicher Wasserverband im Rheinischen Revier setzt der Erftverband sich für den Lebensraum Erft und für eine ganzheitliche Wasserwirtschaft ein. Mit mehr als 150 Jahren Erfahrung schafft er die Basis für artenreiche Flusslandschaften und reinigt das Abwasser für über eine Millionen Menschen. Mit mehr als 600 Beschäftigten plant, baut und betreibt der Erftverband Grundwassermessstellen, Kläranlagen, Kanalnetze, Regenüberlauf- und Hochwasserrückhaltebecken. Darüber hinaus unterhält und renaturiert er die Fließgewässer im Einzugsgebiet der Erft und des Jüchener Bachs. Die Verbandsmitglieder setzen sich aus Städten, Gemeinden, Kreisen und gewerblichen Unternehmen im Verbandsgebiet zusammen.

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