„Komm.Rhein.Revier.“ – Funktionierende Wasserwirtschaft als Voraussetzung für den Strukturwandel
Vorhabensbeschreibung
Der beschleunigte Ausstieg aus der Braunkohlengewinnung bedingt im Rheinischen Braunkohlenrevier einen Strukturwandel, dessen Weichenstellungen bereits heute in Form von Projektanträgen und politischen Entscheidungen erfolgen. Der Strukturwandel findet unter einmaligen wasserwirtschaftlichen Randbedingungen statt. Die Auswirkungen der Sümpfungsmaßnahmen zur Trockenhaltung der Tagebaue erstrecken sich über eine Fläche von 3.000 km². Ein wesentliches wasserwirtschaftliches Ziel besteht in der Schaffung eines weitgehend nachsorgefreien Wasserhaushalts bezüglich bergbaulicher Auswirkungen.
Der beginnende Strukturwandel bietet die einmalige Chance, das ganze Revier zu einer Zukunftsregion zu machen und die lokalen Strukturwandelprojekte über ein regionales Wassermanagement zu vernetzen. Teilweise nehmen wasserwirtschaftliche Themen als Erfolgsfaktor für eine Rheinische Zukunftsregion bisher allerdings auf politischer Ebene, bei Verwaltungen und in der Öffentlichkeit eine untergeordnete Stellung ein.
Als Entscheidungsgrundlage und zur Information der Bevölkerung sind sektorenübergreifende Informationen in allgemeinverständlicher und professionell medial aufbereiteter Form in Verbindung mit einer proaktiven Kommunikation erforderlich. Hierbei ist insbesondere das Zusammenwirken von Themen aus den Bereichen Grundwasser, oberirdische Gewässer, Abwasser und blau-grüne Infrastruktur zu visualisieren und zielgruppenorientiert zu erläutern. Nur unter diesen Voraussetzungen ist eine umfassende Information aller relevanten Adressatenkreise möglich.
Die Umsetzung erfolgt mittels einer Kommunikationsstrategie, deren Wirkung das gesamte Rheinische Braunkohlenrevier umfasst, wobei die Schwerpunkte in der Nähe der jeweiligen Tagebaue liegen.
Mit der Förderung erhält der Erftverband die Möglichkeit, allen interessierten Gruppen im Rheinischen Revier die wasserwirtschaftlichen Informationen rund um den Braunkohlenausstieg und Strukturwandel zur Verfügung zu stellen.
Projektziel
Das Hauptziel besteht darin, die nachhaltige Wasserwirtschaft als Grundlage wirtschaftlicher Entwicklung in der Bergbaufolgelandschaft zu etablieren und auf die politische Agenda zu bringen, indem das wasserwirtschaftliche Verständnis vertieft wird, so dass beispielsweise jede(r) politische Entscheidungsträger*in, Behördenvertreter*in und interessierte Bürger*in
- versteht, wie der Grundwasserwiederanstieg zeitlich und räumlich abläuft und welche Auswirkungen sich auf die Sicherstellung der Öffentlichen Wasserversorgung ergeben und
- ein Bild von der Erft und den im Fluss befindlichen Wassermengen vermittelt bekommt, um die Bedeutung der Perspektivkonzeptes Erft (Renaturierung bei gleichzeitiger Anpassung an deutlich zurückgehende Abflussmengen) nachvollziehen zu können. Die Erft steht hierbei exemplarisch für die oberirdischen Fließgewässer im Rheinischen Braunkohlenrevier.
Unter dieser Voraussetzung wird die Wasserwirtschaft in Politik und Gesellschaft wertgeschätzt und als Grundlage jeglicher Projektplanung akzeptiert.
Die zielgruppenorientierte Kommunikation erfolgt aber nicht nur proaktiv in Richtung Politik und Behörden, sondern stellt für alle Stakeholder wie die Regionalverwaltung, die Landwirtschaftskammer, Natur- und Umweltverbände, Forschung & Lehre, Planungsbüros & Gutachter sowie Investoren und Kammern (Industrie, Handel, Handwerk) bis hin zur Bevölkerung individuelle Konzepte und Formate zur Wissensvermittlung, Ansprache, und Mitwirkung bereit.
Leitfragen
Als Aufhänger für die wesentlichen wasserwirtschaftlichen Themen werden Leitfragen aufgegriffen, die seitens der Bevölkerung bzw. der Politik derzeit gestellt werden und die den Informationsbedarf zu den verschiedenen wasserwirtschaftlichen Sektoren im Revier exemplarisch abbilden. Grundlage für die Beschreibung der wasserwirtschaftlichen Situation und deren Entwicklung ist die Frage
„Wo kommt das Wasser für das Revier in Zukunft her?“
Zu den einzelnen wasserwirtschaftlichen Sektoren ergeben sich darauf aufbauend beispielsweise folgende Anschlussfragen:
- Grundwassermanagement: Gibt es nach Bergbauende nasse Keller im Revier und wenn ja wo?
- Wasserversorgung: Ist das wiederansteigende Grundwasser so sauber, dass ich es trinken kann und was ist mit dem Rheinwasser?
- Fließgewässerentwicklung: Wie werden die Gewässer, insbesondere die Erft, zukünftig aussehen?
- Hochwasserschutz: Bin ich an den Gewässern vor Hochwasser geschützt?
- Abwasserbehandlung: Was hat das Abwasser mit dem Braunkohleausstieg zu tun?
- Flächenmanagement: Wo kommen die Flächen für die Renaturierung der Gewässer her?
- Kommunikation: Wo, wie und von wem bekomme ich Informationen über das Wasser im Revier?
Um diese als Entscheidungsgrundlage für alle relevanten Behörden und zur Information der Bevölkerung innerhalb des Strukturwandels allgemeinverständlich darzustellen und medial niederschwellig zugänglich zu machen, sind sektorenübergreifende Informationen in professionell medial aufbereiteter Form in Verbindung mit einer proaktiven Kommunikation erforderlich und werden im Rahmen der Kommunikationsstrategie erarbeitet und bereitgestellt.
Projektaufbau
Die Arbeitspakete der Kommunikationsstrategie umfassen den Zeitraum von vier Jahren und begleiten kontinuierlich die Prozesse im Strukturwandel. Wegen dieses begleitenden Charakters werden die Arbeitspakete nicht seriell in Phasen, sondern parallel bearbeitet.
Die Arbeitspakete beinhalten ausschließlich die Kommunikationsarbeit zu den wasserwirtschaftlichen Inhalten, aber ausdrücklich nicht deren fachliche Erarbeitung. Diese erfolgt vielmehr im Rahmen der sondergesetzlichen Aufgaben des Erftverbandes.
Der Projektaufbau und die Abgrenzung der einzelnen Arbeitspakete sind in Abbildung 1 enthalten. Die Komplexität des Projektes erfordert die Einrichtung einer eigenen Projektorganisation, die sich in die übergeordnete Organisationsstruktur des Erftverbandes einpasst.
Arbeitspakete
Arbeitspaket: Web-basierte Plattform "Dialog Wasser"
Digitale Bereitstellung aller relevanten Daten und Fakten für die beteiligten Stakeholder.
Übergreifende Formate führen alle Fäden der Kommunikationsstrategie zusammen und bündeln sie in der Website „Dialog Wasser und Strukturwandel“.
Der Content-Hub Wasserwirtschaft und Strukturwandel
Zentraler Bestandteil der neu zu gestaltenden Website ist der Content-Hub Wasserwirtschaft und Strukturwandel. Ein „Content-Hub“ beschreibt das „Zuhause von Inhalten“. Er bildet den „dynamischen Knotenpunkt“ einer Website und bündelt deren Inhalte – von kurzen Textbeiträgen bis zu Videos, Podcasts, Infografiken und anderen Materialien (hohe Bildorientierung). Der inhaltliche Fokus des Content-Hub liegt auf der Information und Sensibilisierung über multimediale Inhalte, die übergreifend zu den Themen Grundwasser, Oberirdische Gewässer, Schutz vor Wasser, Abwasser und Flächenmanagement bereitgestellt und miteinander vernetzt werden.
Arbeitspaket: Bewerbung der übergreifenden Angebote
Die Kampagne (Leitidee: „Dialog Wasser – Nachhaltige Wasserwirtschaft für den Strukturwandel“) trägt unter gleichzeitigem Einsatz von Außenwerbe- und digitalen Maßnahmen dazu bei, Aufmerksamkeit für das Thema Wasserwirtschaft zu erzeugen und sowohl die Fachöffentlichkeit als auch die Bevölkerung an die Angebote des Content-Hub heranzuführen. Auf diese Art und Weise schafft sie ein „Umfeld“, um die Bedeutung der nachhaltigen Wasserwirtschaft für den Strukturwandel in der Region aufzuzeigen und im Bewusstsein der Menschen zu verankern.
In der crossmedialen Kampagne werden verschiedene Offline- und Online-Kanäle miteinander verzahnt, um eine möglichst hohe Wirkung zu erzielen (z. B. durch die inhaltlich abgestimmte Nutzung von Social Media-Angeboten und großformatigen Bannern, Printmedien auf Litfasssäulen und Plakatwänden). Durch die Kombination digitaler und nichtdigitaler Medien wird die Aufmerksamkeit für das Thema erhöht und das „Produkt“ in der Öffentlichkeit bekannter. Gekennzeichnet ist eine über mehrere Kanäle vernetzte Crossmedia-Kampagne dadurch, dass sie mit einer durchgängigen Leitidee versehen ist.
Dazu werden vor allem Experten aus Werbeagenturen gebraucht, die die Themen und Inhalte sprachlich umsetzen können und mit den unterschiedlichen Formaten vertraut sind.
Arbeitspaket: Kommunikation in die Fachöffentlichkeit
Realisierung dialogorientierter Formate, vor allem in Form von Veranstaltungen für die unterschiedlichen Zielgruppen der Fachöffentlichkeit, perspektivisch ggf. eigenes Veranstaltungsprogramm „Dialog Wasser: Nachhaltige Wasserwirtschaft für den Strukturwandel“.
Bei der zielgruppenspezifischen Kommunikation an die Adresse der Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung geht es vor allem darum, die jeweiligen Stakeholder zu informieren und ihnen ein Verständnis für die Bedeutung wasserwirtschaftlicher Themen zu vermitteln. Dabei spielen sowohl Aspekte der Sensibilisierung als auch der Dialog und die Anbahnung von Partnermodellen eine wichtige Rolle.
Dort, wo noch keine vertiefte „Anbindung“ an Stakeholdergruppen existiert, geht es darum, den Dialog – auch unter Einbeziehung der vorgenannten Formate – aktiv anzustoßen. Informationsmaterialien und Medien flankieren und unterstützen diesen Prozess. Zudem dienen auch die übergreifenden Maßnahmen (Kampagne, Pressearbeit) der Etablierung der Wasserwirtschaft und ihrer Strukturrelevanz in Fachkreisen.
Bei der Ansprache der Entscheidungsträger werden vorhandene Kommunikationskanäle und Formate ebenso genutzt wie die neu zu schaffenden übergreifenden Formate. Zudem sind die Themen der Wasserwirtschaft proaktiv in die Gremienarbeit einzubringen.
Formate:
- Fachgespräche und Symposien
- Infoveranstaltungen und Podiumsdiskussion
- Fachvorträge und Fachartikel
- Zielgruppengerechte Presse- und Medienarbeit
Arbeitspaket: Zielgruppengerechte Kommunikation mit der Bevölkerung
Die Bevölkerung wird zielgruppenspezifisch über themen- und ortsbezogene Formate in die Information über den Strukturwandel einbezogen.
Die Wasserwirtschaft wird über Formate dargestellt, die inhaltliche Zusammenhänge transparent machen und so das Bewusstsein und die Akzeptanz für das Thema erhöhen. Dazu bedarf es einer emotionalen und themen- bzw. ortsbezogenen Ansprache über erlebnisorientierte Veranstaltungsformate (wie Kinder- und Bürgerfeste), Wettbewerbe zur inhaltlichen Auseinandersetzung mit den Themen, Mitmachaktionen, Exkursionen und Kunstevents.
Formate:
- Programme am Umweltbildungsstandort „Gymnicher Mühle“ und der Erft
- Kinder- und Bürgerfeste
- Wettbewerbe
- Kunstevents
- Mitmachaktionen und Exkursionen
Ansprechpartner
Dr. Dietmar Jansen, Bereichsleiter Gewässer